Denn das Vorurteil, dass dicke Frauen immer nur Risikoschwangerschaften haben oder gar nicht erst schwanger werden können, hält sich immer noch hartnäckig. Frauen mit großen Größen, die schwanger werden wollen oder es sind, sind immer wieder Diskriminierungen ausgesetzt - und das meist leider von den Ärzten selbst. Und auch wenn Aufklärung wichtig ist, sollte man die Menschen doch mit Respekt behandeln und sie mit ihren Wünschen ernst nehmen. Deswegen wollten wir von unserer Wundercurves-Expertin Elli von Curvy Fashionelli wissen, wie es als Plus Size Frau wirklich ist, schwanger zu sein und worauf dabei zu achten ist:
Unsere Wundercurves-Expertin Elli von Curvy Fashionelli
Schwanger mit Übergewicht*. Ein Thema bei dem alle gleich aufschreien: Risiko! Wie kann man das seinem Kind antun?
Manchmal glaube ich, eine Flasche Wein am Abend wird weniger kritisch beäugt als ein BMI jenseits der 30…
Ich bin älter als 35 Jahre und habe damit schon automatisch eine Risikoschwangerschaft. Dazu kommt eine Gebärmutterhalsschwäche, die wir mit einem totalen Muttermundsverschluss seit der 14. Woche in Schach halten. Dann noch eine belastete Familienanamnese aufgrund von Diabetes, Bluthochdruck und co.
Aber was ich mir immer und immer wieder anhören darf: Ich darf unter keinen Umständen zunehmen! Dabei geht es mir, mittlerweile in der 24. Schwangerschaftswoche, richtig gut. Ich messe von Anfang an meine Zuckerwerte beinahe täglich, alles ist in Ordnung. Mein Blutdruck und meine Blutwerte sind perfekt. Ich habe keine Wassereinlagerungen und auch mein Kreislauf lässt mich nur selten mal im Stich. Laut Feindiagnostik ist alles im grünen Bereich bei unserer kleinen Bauchbewohnerin.
Außerdem habe ich erst 1 kg zugenommen. Und trotzdem habe ich bei jedem Termin Angst vor dieser bösen Zahl auf der Waage. Natürlich habe ich noch einiges an Zeit vor mir, ich werde zunehmen und es wird mir im Verlauf sicher schwerer fallen, vom Sofa zu kommen oder einen Spaziergang zu machen als manch elfengleichem Wesen.
Ok, zugegeben brauche ich jetzt schon einen Lastenkran und watschle wie eine Ente durch die Gegend. Oben im 3. OG angekommen brauche ich dann auch gleich mein Sauerstoffzelt. Doch kenne ich genug normalgewichtige Mamis, die genau so weit sind wie ich, die mit diesen Symptomen, ebenso wie mit Schwangeschaftsdiabetes, Wassereinlagerungen oder Symphysenschmerzen zu kämpfen haben.
Da schiebt es nur niemand auf den Risikofaktor Gewicht…
Unsere Wundercurves-Expertin Elli von Curvy Fashionelli
Mit noch 40 Kilo mehr auf den Rippen war auch irgendwann mein Zyklus ein seltenes Schauspiel und schwanger werden, wäre wahrscheinlich einem Sechser im Lotto gleichgekommen. Durch Sport und Gewichtsabnahme hat sich aber alles sehr schnell wieder eingependelt. Natürlich klappt das nicht bei jedem, nur weil es bei mir so war, muss das nicht bei jeder Plus Size Frau so sein.
Und: auch genug normalgewichtige Frauen, haben Probleme, schwanger zu werden. Es gibt so viele Gründe dafür. Es muss nicht am Gewicht liegen. Leider ist dies aber oftmals der erste ersichtliche Grund.
Ich bin mir sicher, dass sehr viele der übergewichtigen Schwangeren dieses schlechte Gewissen kennen, das ihnen von Anfang an gemacht wird. Schon beim Thema Kinderwunsch wird man oft mit „nehmen Sie erstmal 20 Kilo ab“ vertröstet. Als würde man sein Kind schon vor der Zeugung wissentlich und mit voller Absicht schädigen wollen. Ich möchte keine Risiken wegreden oder verherrlichen. Denn ich bin kein Arzt. Ich kenne nur die Geschichten all der Frauen, die trotz Übergewicht gesunde Kinder zur Welt gebracht haben. Und denen bereits im Vorfeld so viel Angst gemacht wurde, was nur ein weiterer Stressfaktor war.
Was nun also schon, wenn man nicht schwanger ist, einer Tortur gleichkommt, sich nämlich permanent immer wieder gegen „dick sein ist ungesund“ zu wehren, wird dann mit der Empfängnis sofort zum öffentlichen Politikum. Schon unter der Bettdecke kommen die mahnenden Zeigefinger hervor.
Wie oft plagte mich das Gewissen, wenn ich zum Snickers anstatt zur Möhre griff. Es ist etwas ganz anderes, wenn man weiß, da drin wohnt jemand, der darauf angewiesen ist, dass die Mama sich gut ernährt. Wie oft hätte ich heulen können, den Satz „Sie dürfen jetzt auf keinen Fall zunehmen“ noch in den Ohren nachklingend, wenn mich der Heißhunger auf einen riesigen Milchshake mit Eis und Sahne geplagt hat.
Diese Angst, dass sich mein Gewicht ins Unermessliche schrauben wird, war schrecklich - dass ich in spätestens 4 Wochen ein unbeweglicher, fetter Maikäfer sein werde, von Diabetes und Wassereinlagerungen geplagt. Aber sicher werden mir so einige zustimmen, wenn ich sage: Gegen Schwangerschaftsgelüste ist man machtlos.
Nichts ist passiert. Und bis zur 20. Woche habe ich sogar konstant abgenommen. In der 23. Woche war das erste Mal eine Gewichtszunahme von einem Kilo zu verzeichnen. Das zugehörige Lob habe ich mir natürlich schon abgeholt. Allerdings kann ich gar nichts dafür. Denn ich mache nichts Besonderes, außer zu essen, worauf ich Lust habe. Ich werde also dafür gelobt, dass mein Körper macht, was er will.
So habe ich mich von Meinungen und vermeintlichen "Tipps" auch weitgehend frei gemacht. Ich ernähre mich ausgewogen und habe trotzdem keine Angst vor Hot Brownies, Milchshakes oder Pralinen. Die Schwangerschaft ist auch eine Zeit, die man genießen sollte. Natürlich sollte Risikominimierung immer an erster Stelle stehen. Auch ich achte darauf, dass ich alle wichtigen Nährstoffe aufnehme und selbstverständlich sind Alkohol und Zigaretten tabu.
Aber ein schlechtes Gewissen, weil ich mal ein Leberwurstbrot verschlinge? Lust auf ein Glas Cola habe?
Nein, da mache ich mich nicht mehr verrückt.
Das letzte Mal hatte ich nur 3 Stunden nach dem Mittagessen unglaublich Lust auf Pizza und sehr viel Käse. Also habe ich mir eine Pizza 4 Käsesorten geholt und noch weitere 3 Käsesorten draufgeworfen. Ein Traum. Übrigens, eigentlich hasse ich Käse auf der Pizza. Wenn ich in Schwangerenratgebern lese: „natürlich dürfen Sie sich auch mal ein Stück Schokolade gönnen“, schmunzle ich nur noch und denke mir „lustig, wie ihr 'Tafel' ausdrückt“ – und sitze nicht mehr wimmernd in der Ecke, weil die Packung Choco Crossies wie von Zauberhand verschwunden ist.
Unsere Wundercurves-Expertin Elli von Curvy Fashionelli
Dann versucht mal jenseits von Kleidergröße 48 Umstandskleidung zu finden. Als würden die Hersteller uns nicht schon nicht schwanger in Schnitt und Muster dafür bestrafen, dass wir uns in vermeintlicher, disziplinloser Schlemmerei Tag für Tag vor dem Fernseher dicker futtern. Beim Thema Schwangerenmode ist der Frust vorprogrammiert.
Ich habe relativ schnell viel Bauch bekommen und kann schon seit der 14. Woche keine Hosen mehr tragen. Ich habe genau zwei Anbieter gefunden, die richtige Umstandshosen anbieten: Bon Prix und Yours Clothing. Dazu muss ich sagen, dass ich schon vorher Größe 52/54 getragen habe.
Navabi hatte viele Treffer, wenn man nach Umstandsmode sucht, allerdings findet man da nur altbackene, großzügig geschnittene Hosen, Pumphosen. Alles leider Mode, die nicht meinem Stil entspricht – und da die meisten Schwangeren unter 40 Jahre alt sind, werden auch diese es schwer haben, dort etwas zu finden. Dorothy Perkins bietet wenigstens bis Größe 50 an. Weiter oben wird es wirklich schwierig. Bei Amazon kann man bei der Marke Mija fündig werden, gerade was Businesshosen angeht.
Ich habe das Dilemma relativ einfach gelöst: Ich habe mir bei Yours Clothing drei Umstandsleggings bestellt und ansonsten trage ich meine Kleider und Röcke wie bisher einfach weiter. Röcke sehen mittlerweile schon ein wenig seltsam aus, aber bei Kleidern absolut kein Thema. Jetzt wo es wärmer wird, funktionieren auch anstatt der Leggings die ganz normalen Strumpfhosen von Fibrotex wunderbar (wichtig: zwei Größen größer bestellen als die normale Konfektionsgröße, verlasst euch nicht auf die Maßtabelle – Und bestellt auf jeden Fall die mit 3D-Technologie). Diese kann ich bis unter die Brust ziehen.
Da ich voraussichtlich ein August-Baby bekomme, habe ich mir noch 2 Umstandsradlerhosen bei Yours Clothing bestellt, die ich unter Maxikleidern tragen werde. Mehr Umstandsmode werde ich also überhaupt nicht brauchen. Ich denke, es wäre ganz schön mehr zu haben, aber für diesen begrenzten Zeitraum nicht unbedingt erforderlich.
Natürlich würde auch ich gerne mal wieder eine Jeans tragen und spiele mit dem Gedanken, mir eine Umstandsjeans zu kaufen. Aber dann denke ich mir wieder, dass ich so gut mit Kleidern ausgestattet bin, dass es gar nicht notwendig ist. Das bei Wish bestellte Umstandshirt in 3XL passt nun übrigens meinem Größe M-tragenden Freund – so viel dazu.
Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen weiterhelfen, was die Sorgen und Ängste einer übergewichtigen Mami angeht und euch auch beim Thema Umstandsmode den ein- oder anderen Tipp mitgeben. ♥ Elli
Die Schwangerschaft sollte eine wunderschöne Zeit für die werdenden Eltern sein. Natürlich bereitet man sich in dieser Zeit auf eine riesen Veränderung im Leben vor und man sollte auch auf mögliche Komplikationen vorbereitet werden, aber am Ende sollte es ja vor allem eine schöne Erfahrung sein. Deswegen möchten wir von Wundercurves Dir vor allem Mut zusprechen und Dir sagen, nicht Du bist falsch, sondern die Menschen, von denen Du möglicherweise Diskriminierung erfährst. Um Dich also rundum wohl auch in Deiner Schwangerschaft zu fühlen, gibt es bei uns gut sitzende Umstandsmode in großen Größen! Also shoppe Dich glücklich und denk daran:
*Wir möchten darauf hinweisen, dass 'Übergewicht' ein stark wertendes Wort ist, das auf den problematischen Kategorien des BMI beruht. Da es sich hier um einen Erfahrungsbericht handelt, haben wir uns entschieden, das Wort beizubehalten.