Schwangerschaft und Übergewicht*? Für viele gehen diese beiden Begriffe normalerweise nicht Hand in Hand. Eine Schwangerschaft mit hohem BMI (Body Mass Index) weckt bei vielen oft negative Assoziationen und wird mit Skepsis beäugt. Doch aus welchem Grund? Denn schwanger mit Übergewicht muss nicht automatisch bedeuten, dass eine komplikationslose Schwangerschaft nicht möglich ist. Warum hält sich das Vorurteil "Schwanger+Übergewicht=Risikoschwangerschaft" jedoch weiterhin hartnäckig?
Erwartet man ein Kind, dreht sich ein Großteil des Lebens nun um das Ungeborene. Man sucht sich verschiedene Informationsquellen, um sich so gut wie möglich auf den radikalen Lebenswandel vorbereiten und einstellen zu können. Doch Informationsquellen, die sich spezifisch auf Plus-Size-Schwangerschaften beziehen, sind leider immer noch eine Rarität.
Wenn man dann nach langer Suche auf einen Beitrag oder Artikel über dieses Thema gestoßen ist, ist dieser meistens überflutet mit Vorurteilen, negativen Kommentaren und Halbwahrheiten. Ganz davon abgesehen, dass in jeder Informations- und Werbebroschüre, die einem von allen Seiten bei einer Schwangerschaft nur so hinterhergeschmissen werden, sich mindestens ein Absatz finden lässt: "Bei Schwangerschaften mit Übergewicht, steigt das Risiko für Bluthochdurck (Hypertonie), Schwangerschaftsdiabetes und eine Fehlgeburt. Ärzte empfehlen vor der Schwangerschaft Normalgewicht anzustreben" - als ob uns kurvigen Frauen die Idee des Abnehmens (insbesondere aufgrund von Bodyshaming anderer) noch nie gekommen sei.
Es wird wiederholt suggeriert, dass ein hoher BMI in der Schwangerschaft automatisch Komplikationen bedeutet. Der Tonus der Medien führt bei den schwangeren, übergewichtigen Frauen zu einem ernormen Druck und erhöhtem Stress, dass die Pfunde dem geliebten Ungeborenen schaden könnte. Dass dieser erhöhte Stress und die ständigen Sorgen um das Kind ebenso negative Auswirkungen auf Schwangerschaft, Geburt und Entwicklung des Kindes haben können, wird dabei weitesgehend ignoriert.
Auch von Seiten der Frauenärzte und -ärztinnen kann es des Öfteren dazu kommen, dass diese Sorgen nicht genommen, sondern noch gesteigert werden. So wird davon ausgegangen, dass das Kind nicht 'normalgewichtig' zur Welt komme, eine Unterversorgung und ein Kaiserschnitt vorbestimmt seien. Hier ist es zu empfehlen, sich frühzeitig mit seinem Arzt oder seiner Ärztin über das Thema "Schwanger mit Übergewicht" auseinanderzusetzen und auch nicht vor einem Arztwechsel aufgrund von Diskriminierung zurückzuschrecken.
Es bestehen leicht erhöhte Risiken, wie es sie beispielsweise auch bei einer Schwangerschaft im vorgeschrittenen Alter bestehen. Das heißt jedoch nicht, dass eine komplikationsfreie Schwangerschaft bei Übergewicht nicht möglich ist. Viele der Leserinnen sind sich allerdings leider nicht bewusst, dass die Argumente stark übertrieben und teilweise sogar inkorrekt sind. Dazu kommt, dass vielen der Artikel jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehren, um die Äußerungen zu belegen.
Das kann sogar soweit führen, dass ein Kinderwunsch aufgrund der negativen medialen Auffassung ein zweites Mal überdacht wird. Bei Fragen oder Bedenken, sollte man sich daher lieber an einen Experten seines Vertrauens wenden, anstatt im Internet Rat zu suchen.
Ab einem BMI (Body Mass Index) von über 30* ist es gängige Praxis, einmal zu Beginn der Schwangerschaft und ein zweites Mal zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche auf Diabetes getestet zu werden. Dies ist aber überhaupt kein Grund zur Beunruhigung, da es reine Vorsorge ist. Auch Frauen mit auffälliger Familiengeschichte werden getestet.
Nur weil man übergewichtig und schwanger ist, sollte man auf keinen Fall versuchen, sein BMI (Body Mass Index) durch Diäten zu reduzieren. Eine ausgewogene Ernährung sollte wie auch von normalgewichtigen Schwangeren angestrebt werden, um das Ungeborene mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen.
Auch Bewegung sollte nicht zu kurz kommen. So kannst Du dafür sorgen, dass Du in der Schwangerschaft nicht zu viel Gewicht zunimmst und Du bereitest Deinen Körper bereits auf die Strapazen der Geburt vor. Welcher Sport für Schwangere mit Übergewicht geeignet ist, kann Dir Deine Hebamme oder Dein Arzt oder Ärztin empfehlen.
Der Bauchumfang in einer Plus-Size-Schwangerschaft kann sich von dem einer Person mit einem niedrigeren BMI unterschieden. Der Babybauch könnte außerdem erst weitaus später in der Schwangerschaft zu erkennen sein. Man sollte wissen, dass andere Nullmessungen des Bauchumfanges beim Arzt genutzt werden.
Bei Schwangeren mit Übergewicht kann es dazu kommen, dass weitere Zusatzuntersuchungen angeordnet werden. Das muss noch kein Grund zu Sorge sein, oft dienen sie einfach dazu, Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. Sollte nicht erkenntlich sein, warum weitere Untersuchungen angeordnet wurden, sollte unbedingt nachgehakt werden. Denn Ärzte sind dazu verpflichtet, Auskünfte über den Beweggrund und das weitere Verfahren zu geben. Außerdem sollte Dir immer klar sein, dass Du auch Untersuchungen ablehnen kannst. Vergiss außerdem nicht, dass mehr Untersuchungen auch immer mehr Geld für die Ärzte bedeuten.
Man sollte sich nicht aufgrund der eigenen Kleidergröße beschämen lassen und immer eine respektvolle Behandlung erwarten und verlangen. Wenn Du das Gefühl hast, nicht angemessen behandelt zu werden, sprich darüber und scheue Dich nicht vor einem Arztwechsel. Dieser ist zum Quartal am einfachsten, da sich hier Dein neuer Arzt bzw. Deine neue Ärztin sicher sein kann, dass alles korrekt abgerechnet wird.
Ein Kaiserschnitt ist keineswegs die einzige Möglichkeit bei einer Schwangerschaft mit Übergewicht. Ein großer Anteil der Plus-Size-Schwangerschaften endet ebenfalls mit einer natürlichen Geburt und auch hierbei sollten Ärzte auf die Anliegen ihrer Patientinnen Rücksicht nehmen.
Von negativen Kommentaren sollte man sich keinesfalls entmutigen lassen. Eine Schwangerschaft ist ein Wunder der Natur und nur aufgrund des Body Mass Index wird das Kind weder beeinträchtigt noch hat es eine Anlage zu Übergewicht.
Eine Schwangerschaft ist etwas Außergewöhnliches. Diese einzigartige, schöne Erinnerung sollte man sich von keinem - und schon gar nicht durch die negative Einstellung anderer - nehmen lassen.
Umstandsmode in großen Größen shoppen, Bilder vom Babybauch schießen lassen und sich mit Freundinnen zum Babytratsch treffen, sollten nun an der Tagesordnung stehen, nicht erhöhter Druck und Sorgen. Schwangere mit Übergewicht sollten versuchten sich eine positive Einstellung zu bewahren. Ohne diese können Vorteile und Skepsis leicht Überhand gewinnen und somit einen der schönsten Abschnitte im Leben ruinieren.
Und das Wichtigste ist dabei, vertraue Deinem Körper und Experten, die Dich nicht von oben herab behandeln, sondern auf Dich eingehen und Dir wirklich helfend beiseite stehen.
Auch in Plus-Size-Blogs wird das Thema Schwangerschaft mit Übergewicht immer gern wieder aufgegriffen.
Susie hat für Soulfully von ihren Schwangerschaften berichtet und zeigt anhand vieler Medienbezüge genau, wie Schwangerschaft und Plus Size vorurteilshaft negativ in Zusammenhang gestellt wird.
Bei Ela von Elabonbonella oder Janina von Chick with Brain and Curves gibt es Tipps zur Umstandsmode und Hilfestellungen zu solchen Fragen wie zum Beispiel, ob Still- oder Schwangerschaftskleidung die bessere Wahl ist.
Auch die zauberhafte Chris von Chlencherei hat ihre Leserinnen mit auf die Reise während ihrer Schwangerschaft genommen.
Und auch unsere Wundercurves-Expertin Elli berichtet über ihre Erfahrung als Schwangere mit Übergewicht
*'Übergewicht' ist ein stark wertendes Wort, das auf den problematischen Kategorien des BMI beruht. Wir nutzen lieber die Worte 'dick', 'kurvig' oder einfach 'Plus Size'. Damit dicke Menschen aber unsere Tipps einfacher finden, verwenden wir in diesem Artikel das Wort 'Übergewicht'.