Die Plus Size Linie Violeta von Mango wird aufgelöst. Oh nein, denken sich jetzt viele Liebhaberinnen - aber lasst Euch gesagt sein, das sind gute Neuigkeiten! Mango möchte nämlich die Styles in die Hauptkollektionen integrieren - und das finden wir wunderbar!
Wir staunten nicht schlecht, als die Textilwirtschaft diese Woche berichtete, dass Mango die Eigenständigkeit der Plus Size Linie Violeta aufgibt. Nach dem kurzen Schockmoment der Headline war klar, Mode in großen Größen wird es weiter bei Mango geben, nur in das normale Sortiment integriert:
"Womenswear in großen Größen soll künftig in die Hauptkollektion Mango Woman inkludiert werden." Textilwirtschaft Online
Wie das genau aussehen kann, ist noch nicht offiziell bestätigt, aber Quelllen aus dem Unternehmen deuten an, dass die normale Mango Woman Kollektion dann auch wie Violeta einst bis Größe 54 angeboten wird. Auch alle Mitarbeiter von Violeta sollen im nächsten halben Jahr in andere Mango-Teams überführt werden.
Mango selbst hatte schon beim Launch der Violeta-Linie 2014 mit einem großen Shitstorm zu kämpfen, als klar war, dass die Linie schon bei Konfektionsgröße 40 beginnt. Viele Frauen fühlten sich zu Recht stigmatisiert und kreideten Mango an, mit solchen Kampagnen noch mehr Essstörungen bei Mädchen zu triggern. Wenn gerade junge Frauen gemeinsam bei einem Label shoppen wollen und sich dann kurvige Frauen nur bei einer Linie bedienen können, da alle anderen die eigene Konfektionsgröße nicht haben, kann schnell ein Ausgrenzungsgefühl entstehen - und der Wunsch nach den anderen Kollektionen stärker werden, die nur mit einer kleineren Konfektionsgröße getragen werden können. Dem trägt Mango nun Jahre später Rechnung und setzt damit auch für andere Labels ein Zeichen.
Studien zur Auswahl von Plus Size Mode zeigen klar, dass Mango damit einen Schritt in die richtige Richtung geht. Ca. 50% der Top Plus Size Anbieter bieten ihre Kollektionen auch für kleine Größen an, Tendenz steigend.
Hier findet ein Umdenken statt, was auch dringend notwendig ist. Es kann einfach nicht sein, dass jede zweite Frau große Größen trägt, trotzdem aber der stationäre Handel der Nachfrage nicht gerecht wird, indem kurvige Menschen konstant ausgegrenzt werden. Entweder durch viel zu kleine Plus-Size-Ecken/-Linien der Marken oder durch den kompletten Ausschluss der höheren Konfektionsgrößen im stationären Handel wie bei H&M. Das ist ganz klar Diskriminierung und suggeriert, dass kurvigere Körper in den Innenstädten nicht gesehen werden wollen. Das geht so nicht! Auch wir wollen mit all unseren Freundinnen shoppen gehen, ohne akribisch erstmal suchen zu müssen, in welchen Läden welche Frau nun ihre Größe findet oder nicht.
Kritisch zu betrachten sind aber auch die oberen Grenzen. Violeta - und nun auch Mango - gehen bis 54, so schön es auch ist, dass die Größen in die normalen Kollektionen integriert werden, würden wir uns wünschen, dass auch die obere Grenze ausgeweitet wird. Warum dürfen Frauen mit Konfektionsgröße 58, 60 oder sogar noch höher nicht auch Mode von Mango tragen?
Wenn Labels sich dazu entschließen, die extra Linien für große Größen aufzulösen und in das normale Segment zu integrieren, ist es enorm wichtig, auch zu beobachten, ob das Versprechen wirklich eingehalten wird, das werden wir bei Mango erst in einigen Monaten sehen.
Ein anderes Beispiel ist Triangle von S.Oliver - im Juli 2020 wurde auch hier klar: Triangle wird es nicht mehr geben, auch hier gab es den Verweis auf die Integration in die normalen Linien. Direkt im Anschluss wurde die S.Oliver Black Label Women Kollektion bei vielen Styles bis Konfektionsgröße 48 erweitert - mit Verlaub - damit sind die Anschlussgrößen abgedeckt, von einer Lösung für die Plus Size Kundinnen kann hier nicht gesprochen werden. Hier sollte zumindest eine Erweiterung bis Konfektionsgröße 52 erfolgen, eine Größe weniger also als Triangle zuvor angeboten hatte. Ein Blick in den Online-Shop genügt völlig - gerade mal 300 der angebotenen knapp 4000 Artikel werden aktuell in den Größen 50, 52 und vereinzelt (noch) 54 angeboten - schade, es bleibt zu hoffen, dass die Integration der höheren Konfektionsgrößen bei S.Oliver einfach noch nicht abgeschlossen ist.