Wundercurves im Interview mit Michael Michalsky

Ein Artikel von  Nadja  nadja-scheidler

So kam es zur ersten Plus Size-Kollektion des Designers

Zum 20-jährigen Jubiläum präsentierte Happy Size am 17.04.2018 ein ganz besonderes Highlight: den Launch der Plus Size-Kollektion „7 Days“, die in Zusammenarbeit mit dem Modedesigner Michael Michalsky entwickelt wurde.

Wir konnten den international bekannten Modeschöpfer beim Happy Size-Event für ein Interview gewinnen und haben nicht nur interessante Einblicke in die Kollektion bekommen, sondern auch erfahren, wie es zu „7 Days“, Michael Michalskys erster Plus Size-Kollektion, gekommen ist.

7 Days Kollektion von Michael Michalsky

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Happy Size?

Ehrlich gesagt ist dieses Projekt schon lange überfällig, denn seit ich mein eigenes Label habe - seit 12 Jahren - werde ich oft von Frauen angesprochen, die zu mir sagen: „Herr Michalsky, wir finden Ihre Mode toll, aber wir finden nichts in unserer Größe“. Dann erkläre ich jedes Mal, „Das liegt nicht an mir, sondern an den Einkäufern, die die Sachen ordern.“ Nun endlich, aus Anlass des 20ten Geburtstages von Happy Size, hat sich die Gelegenheit für eine Zusammenarbeit ergeben und darüber bin ich sehr froh.

Das heißt, Happy Size ist direkt auf Dich zugegangen? Oder hast Du jemanden dafür gesucht?

Ich kenne und beobachte Happy Size schon länger. Eine tolle Marke. Als die Happy Size-Leute dann mit dem Vorschlag über eine Zusammenarbeit zu mir gekommen sind, habe ich sofort zugesagt.

Michalsky im Wundercurves Interview

Wir sind auf jeden Fall sehr stolz und freuen uns sehr, dass jemand wie Du das mit Happy Size zusammen macht.

Vielen Dank! Wissen Sie, wenn man schon längere Zeit ein solches Projekt im Kopf mit sich herumträgt und es will sich aus vielen Gründen einfach nicht ergeben, dann ist es um so schöner, wenn es dann doch eines Tages Realität wird. Dass die Zusammenarbeit mit Happy Size so harmonisch und inspirierend verläuft, konnte ich am Anfang ja noch nicht wissen. Das kam on top dazu.

Michael Michalsky im Interview mit Wundercurves

Das ist ja Deine erste Plus Size-Kollektion – inwiefern unterscheidet sie sich von Deinen herkömmlichen Kollektionen? Fandest Du, dass der Prozess anders ablief?

Nein, eigentlich nicht. Wenn ich meine eigenen Kollektionen designe, gehe ich mit dem gleichen Elan und dem gleichen Enthusiasmus an die Arbeit. Die kreativen Abläufe, bis die Produkte im Laden hängen oder im Online-Shop verfügbar sind, ähneln sich. Es ist von der Kreativität her gesehen kein großer Unterschied, ob man Haute Couture oder Premium-Mode macht. Und die Größen der fertigen Produkte beeinflussen den Designprozess nur insofern, als dass man als Designer natürlich beachten muss, für welche Zielgruppe man arbeitet. Im Vordergrund steht die Story der Kollektion. Für Happy Size hatte ich mir gedacht, dass möglichst alle Stücke der Kollektion miteinander kombinierbar sein sollen. Ich wollte eine moderne, leichte Sommerkollektion für alle Gelegenheiten schaffen. Deshalb lautet der Titel auch „7 Days“.

Könntest Du Dir vielleicht vorstellen, irgendwann eine eigene Plus Size-Kollektion – also ohne einen Partner – zu entwerfen und auch auf den Markt zu bringen?

Ich glaube, dass es heutzutage vorteilhaft ist, wenn man sich mit einem Spezialisten zusammentut. Happy Size hat die Plattform, den Kundenstamm und die Erfahrung. Die Marke bietet seit 20 Jahren Plus Size-Mode an - und das sehr erfolgreich. Ein solcher Partner ist für einen unabhängigen Designer wie mich ein Traum. Ich kann mich auf das Design und die Story konzentrieren und alles andere macht der Partner. Das ist perfekt.

MICHALSKY ATELIER

Wieso, zum Beispiel, gab es noch keine großen Größen bei Dir auf der Fashion Show?

MICHALSKY ATELIER, meine eigene Kollektion, ist Haute Couture. Das heißt, dass für jede Kundin oder jeden Kunden die Stücke in beliebiger Größe hergestellt werden. Es sind alles Individualanfertigungen, unabhängig von den Körpermaßen der Kundin. Das ist natürlich sehr aufwändig und ungleich teurer als eine Massenproduktion in festen Größen. Auf den Shows während der Michalsky StyleNite zeige ich die Looks deshalb als Gesamtbild. Mir ist das komplette Erscheinungsbild, die Running-Order der Show, sehr wichtig. Wenn ich Curvy Models auf den Laufsteg schicke, dann denken die Leute, dieses oder jenes Teil gibt es nur in großer Größe. Und das wäre auch die falsche Message. Es gibt die MICHALSKY ATELIER-Mode eben immer in allen Größen, die der Kunde haben will. Das ist der Ansatz.

Würdest Du also auch mal kurvigere Models nutzen für Deine Fashion Shows?

Unbedingt. Besonders jetzt, nachdem die Happy Size-Show so gut funktioniert hat, kann ich mir das gut vorstellen. Ich wähle meine Models sowieso nicht nach den sogenannten „klassischen“ Kriterien aus. Ich hatte schon Eveline Hall, die im Alter von über 60 bei mir ihre Modelkarriere begonnen hat. Oder denken Sie an Mario Galla, der mit einer Beinprothese in meiner Show lief. Hinterher dann auch bei vielen anderen Labels (lacht). Ich suche meine Models nach ihrer Ausstrahlung aus. Die Persönlichkeit interessiert mich. Kann dieser Mensch meine Mode in 30 Sekunden auf dem Runway perfekt präsentieren? Schönheit kommt von innen.

Das finden wir auch. Wir sagen, dass Schönheit keine Frage der Konfektionsgröße ist – das ist uns super wichtig.

Ja, Körpermaße haben mit Stil nichts zu tun. Überhaupt ist das äußere Erscheinungsbild eines Menschen nur eines unter vielen Kriterien. Leider urteilen wir im Alltag sehr gerne zu schnell nur auf den ersten Blick. Du siehst so und so aus, also bist du auch so und so. Das ist falsch. Darüber habe ich ja gerade ein Buch geschrieben.

Bei der "7 Days"-Kollektion ist uns aufgefallen, dass die Schnitte eher gerade sind, nicht figurbetont. Gibt es dafür einen Grund?

Nein, nicht vordergründig. Das ist auch die Silhouette, die ich in meinen Hauptkollektionen habe und das sind alles Styles, von denen ich glaube, dass man sie braucht. Die Looks haben einen Luxury-Sport-Einfluss, mit einem eleganten Touch. Sehr lässig. Und das ist der Look, den ich für den Sommer vorschlage. Ich habe mich mit verschiedenen curvy Frauen unterhalten und die haben mir gesagt, dass sie - je nach täglicher Befindlichkeit - ihre Kurven auch gerne mal verstecken. Das sogenannte Schönheitsideal unserer Gesellschaft sitzt so enorm tief in den Köpfen, dass sich nur sehr selbstbewusste und ausgeglichene Frauen in ihrem Körper täglich wohlfühlen. Interessanterweise gilt das auch für schlanke oder sehr schlanke Frauen. Auch die finden immer Körperstellen an sich, die sie nicht mögen. Es ist verrückt. Für mich als Designer heißt das, dass ich entsprechend entwerfe, denn ich möchte die Kundinnen glücklich machen. Ihre Schönheit unterstützen. Der aktuelle Trend zur Lässigkeit kommt uns dabei entgegen.

Gibt es für Dich sogenannte Fashion-Fauxpas? Und wenn ja, welche sind das?

Oh ja. Es gibt ein paar Dinge, von denen ich dringend abraten möchte. Ich finde zum Beispiel schlimm, wenn eine Frau offene Schuhe trägt und dazu eine fleischfarbene Strumpfhose - das gibt es leider noch sehr viel. Wenn einem kalt ist, dann zieht man entweder einen geschlossenen Schuh an oder wenn Sommer ist, dann geht man halt zur Pediküre und zieht offene Schuhe an.