Obwohl sie es nie zu träumen gewagt hätte, arbeitet Laura Goymann als erfolgreiches Plus-Size-Model und gewann 2015 die Misswahl zur Fräulein Kurvig.
Im Interview plaudert sie über ihr Leben als Model, ihre persönlichen Lieblings-Marken und was sich seit der Fräulein Kurvig alles für sie verändert hat.
© HirschPhoto
1. Als Plus-Size-Model für TV-Spots, Modenschauen wie für Ulla Popken oder Fotoshootings bist Du sehr gefragt. Was liebst Du an Deinem Job?
Das kann ich ganz leicht beantworten: Es macht einfach einen riesen Spaß! Besonders begeistert es mich, dass man bei jedem Job neue, spannende Menschen kennen lernt und auch von diesen mit jedem Job Neues dazu lernt. Mit jedem Job gewinnt man etwas mehr Routine und Selbstsicherheit, was sich dann wieder positiv auf die eigene Leistung auswirkt und man kann sich noch freier und entspannter bewegen.
Ich kann natürlich auch nicht leugnen, dass das kleine Mädchen in mir bei jedem Job einen Freudensprung macht, wenn es sich durch einen ganzen Kleiderständer schöner und aufregender Kleider durchprobieren darf!
Laura als Gewinnerin der Fräulein Kurvig 2015 © Fräulein Kurvig
2. Welche Plus-Size-Marken wissen Dich besonders zu begeistern?
Als begeisterte Online-Shopperin kenne ich meinen Paketboten schon beim Vornamen 😉 Ich habe mittlerweile daher auch eine Reihe von verschiedenen Marken ausprobiert und weiß somit, welche Marke für welche Art von Kleidungsstück besonders gut für mich funktioniert.
Generell mag ich River Island Plus sehr gerne und das ist auch meine erste Wahl, wenn ich nach einer neuen Jeans suche. Für die Fräulein Kurvig Gala 2016 hatte ich mich für ein blaues Kleid mit floralem Muster von Chi Chi London Plus entschieden, in das ich mich auf den ersten Blick verliebt hatte. Es ist bis heute eines meiner absoluten Lieblingsstücke. Ansonsten teilen sich Little Mistress, Boohoo, Alice & You, Junarose und Asos Curve den Platz in meinem Kleiderschrank.
3. Du bist Fräulein Kurvig 2015 geworden. Wie war das Gefühl, sich gegen 1.200 Frauen durchgesetzt zu haben und zu Deutschlands schönsten Kurven gewählt worden zu sein?
Ich muss sagen, dass ich bis heute nicht einmal das Gefühl hatte, dass ich mich „gegen“ 1.200 Frauen durchgesetzt hätte.
Bereits während des Castings und vor allem während der Trainingstage hatte ich soviel Spaß gemeinsam mit den anderen Teilnehmerinnen, Betreuern und Coaches, dass ich es nicht als Konkurrenzsituation empfunden habe.
Erst im Nachhinein realisiert man dann, durch die Möglichkeiten die sich einem bieten, wie weit man gekommen ist und das ist ganz klar ein unbeschreibliches Glücksgefühl und stärkt das Selbstbewusstsein.
Laura beim Shooten © Foto KOKI
4. Wie bist du auf die Idee gekommen, Plus-Size-Model zu werden bzw. Dich für die Fräulein Kurvig 2015 zu bewerben? Hattest Du schon immer den Traum, Model zu werden?
Ich habe mit ca. 6 Jahren angefangen zu tanzen und in vielen Bereichen, Ballett, Modern oder Hip Hop viele Erfahrungen gesammelt. Als Teenager bin ich dann zum Cheerleading gekommen, worin ich meine erste große Liebe fand. Geträumt habe ich also eher von einer Karriere als Tänzerin 😉
Was das Tanzen angeht bin ich irgendwann in „Rente“ gegangen und habe mich auf meinen Uni-Abschluss und auf die Arbeit konzentriert. Auf Dauer fehlte mir aber einfach ein kreativer Ausgleich zum Alltag. Da ich bereits 2011 ein wenig Model-Luft bei der Brigitte Aktion „Brigitte – ohne Models“ schnuppern durfte, habe ich es 2015 dann einfach noch einmal gewagt und mich bei Fräulein Kurvig beworben. Der Rest ist Geschichte 😊
Dem hinzu kommt, dass ich als junges Mädchen nie sonderlich viele Gemeinsamkeiten zwischen mir oder meiner Figur und Models wie z. B. Kate Moss oder Claudia Schiffer gesehen hätte.
Wenn man bereits als Teenager zu den runderen Mädchen gehört, war es daher nicht allzu naheliegend für mich von einer Karriere als Model zu träumen.
Ich kann aber heute sagen, dass es ein Traum ist, den ich zwar nie geträumt habe, ich mich aber umso mehr freue, dass er wahr geworden ist.
5. Was hat sich bei Dir durch die Wahl zur Fräulein Kurvig 2015 verändert?
Fräulein Kurvig hat mir die Tür geöffnet und mir die Möglichkeit gegeben, mir ein zweites Standbein als Plus-Size Model aufzubauen. Durch die Teilnahme an der Wahl bekam ich die Gelegenheit, in dieser verrückten Modeszene mitzumischen.
In den letzten zwei Jahren habe ich ganz tolle Jobs machen dürfen. Ich war z. B. in der Schweiz und hatte vor der atemberaubenden Kulisse am Lago Maggiore ein Fotoshooting für einen Online Shop in der Schweiz, habe einen Werbefilm gedreht, habe mich durch endlos viele Karnevalskostüme durchprobiert, bin diverse Modenschauen gelaufen und habe die letzten beiden Jahre selbst als Catwalk-Trainerin den Nachwuchs bei den Wahlen zur Fräulein Kurvig 2016 und 2017 unterstützt.
Die positive Resonanz, die mir bei diesen Erfahrungen entgegengebracht wurde, hat mich darin bestärkt, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe und ich vielleicht tatsächlich ein wenig dazu beitragen kann, das öffentliche Bild der „normalen“ Frau ein bisschen vielfältiger darzustellen.
Kurvig und fit © Dennis Steinhoff Fotografie
6. Das Leben als Model kann bestimmt auch ganz schön anstrengend sein – wie hältst Du Dich und Deinen Körper fit?
Ich tanze nach wie vor sehr, sehr gerne und mache daher unglaublich gerne Zumba oder Salsa. Pilates und Aquafitness sowie Krafttraining stehen auch auf dem Plan. Ich versuche immer einen gutes Mittelmaß zwischen Konditions- und Krafttraining zu finden, kann aber nicht leugnen, dass auch ich immer wieder gegen meinen inneren Schweinehund ankämpfen muss.
Es gibt Phasen, in denen es super läuft und ich mich hochmotiviert in meine Sportsachen werfe, und dann halt auch mal Phasen, in denen die Sportschuhe im Schrank bleiben und der Schweinehund gewinnt. Dann versuche ich zumindest zu Fuß zur Arbeit zu gehen oder mal eine Haltestelle früher auszusteigen und den Weg zu Fuß zu gehen oder nehme die Treppen, damit ich trotzdem immer in Bewegung bleibe. Auch die kleinen Erfolge zählen!
Laura in Aktion © Annie Bertram
7. Du bist ein bekanntes Plus-Size Model und Vorbild für viele junge Frauen. Welche Tipps kannst Du Mädels geben, die gerne in Deine Fußstapfen treten und in der Plus-Size-Szene Fuß fassen möchten?
Ganz praktisch gesehen würde ich jeder Frau raten, die Interesse hat in diesem Bereich Fuß zu fassen, sich erst einmal ein Repertoire an Fotos zuzulegen, mit denen man sich bewerben kann und die einem zu ersten Erfahrungen vor der Kamera verhelfen.
Hierbei sollte man darauf achten, dass man verschiedene Facetten zeigt und sich auch mal aus seiner Komfortzone herauswagt. Damit meine ich, dass wenn man z. B. eher der pragmatische Jeanstyp ist, man sich trotzdem mal an ein Kleid wagen darf. Für die Fotos muss man jetzt auch keine Unmengen an Geld ausgeben und sich den teuersten Fotografen der Stadt suchen. Man kann sich z. B. auf TFP Basis mit einem Fotografen zusammenschließen und so sein Repertoire aufstocken.
Dann darf man auch nicht vergessen, dass das Modeln ein Job und mitunter harte Arbeit ist. Ein verklärter, rosaroter Blick führt vielleicht schnell zu Ernüchterung, weshalb ich nur raten kann, sich tatsächlich mit dem Job des Modelns auseinander zu setzen.
© Fräulein Kurvig
8. Seit 2016 bist Du auch als Catwalk-Trainerin im Fräulein Kurvig Team dabei. Womit haben die meisten Models Schwierigkeiten? Welchen Tipp hast Du für Nachwuchsmodels, die ihr Laufen auf dem Catwalk verbessern wollen?
Generell liegen die größten Probleme tatsächlich darin, auf hohen Schuhen elegant zu laufen, eine gute Körperhaltung zu bewahren, in der Kontrolle über den eigenen Körper und währenddessen eine völlig entspannte und gut gelaunte Ausstrahlung beizubehalten.
Es hilft daher alles nichts. Ladies, zieht die hohen Hacken an und übt, was das Zeug hält! Man kann nicht von sich oder seinen Füßen, geschweige denn von seinem Gleichgewichtssinn erwarten, dass man sofort wie Ashley Graham in 12 cm Heels über den Laufsteg schwebt, wenn man sonst ausschließlich Sneaker trägt.
Mein Tipp wäre also, sich langsam in seinem Alltag an Absätze heranzutasten. Für völlig Unerprobte: Startet mit 3-4 cm Blockabsatz und tragt sie regelmäßig. Schuhe machen sich im Schrank immer gut, aber wer darauf laufen können will, der muss sie wohl oder übel auch tragen.
Wer dann schon ein wenig weiter ist, bereits sicher auf den Absätzen laufen kann, jedoch an seinem Hüftschwung und der Eleganz des Laufens arbeiten möchte, der sollte sich zu Hause einen großen Spiegel hinstellen und immer wieder drauf zulaufen. Nur wer sich selber beobachtet und kritisch beäugt, kann sich verbessern. Catwalk Coach Sabrina Schaumburg bietet regelmäßig Catwalk Seminare an, bei denen individuell der Walk, Ausstrahlung, Haltung etc. perfektioniert werden. Wer also laufen will, wie ein Model, sollte üben, üben, üben und sich bei Bedarf Hilfe dazu holen.
9. Was war abgesehen von der Fräulein Kurvig ein prägendes Erlebnis, das Dir in Deiner Laufbahn als Plus-Size-Model besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ich habe vor Kurzem einen Werbespot in Hamburg für Kik gedreht. Das war sehr aufregend und hat wirklich viel Spaß gemacht. Spannend für mich war hierbei besonders der Unterschied zwischen einem Fotoshooting und den bewegten Bildern vor der Kamera. Man muss wirklich die gesamte Konzentration und Spannung für die Zeit, in der die Kamera läuft, aufrecht halten. Natürlich hat man einige Versuche, aber die Aufregung steigt bei einem Werbedreh doch deutlich mehr.
Bild 1: Laura beim Shooten © Falk That Portrait Guy
10. Du trägst Kleidergröße 46 und man sieht Dir an, dass Du Dich in Deinem Körper wohlfühlst, ihn selbstbewusst zeigst. Welche Tipps kannst Du Frauen geben, die ihr Aussehen nicht mögen, sich zu dick finden oder sich sogar für ihre Kurven schämen?
Ich versuche mir nicht allzu viel Druck zu machen. Man fühlt sich nicht jeden Tag gleich gut und möchte manchmal vielleicht sogar lieber zu schnell als zu langsam am Spiegel vorbei gegangen sein 😉 Es gibt Tage, da findet man seine Oberschenkel viel zu dick, die Haare hängen platt herunter und der Pickel am Kinn leuchtet so rot wie Rudolfs Nase nach einem Glühwein zu viel.
Nichts desto trotz, wird man irgendetwas finden, das man toll findet und auf das man sich dann konzentrieren sollte. Vielleicht sehen dafür meine Nägel grade großartig aus und mein Dekolletee lockt verführerisch und der eigene Po hat auch noch nie so gut ausgesehen! Ich würde auch hier wieder sagen, dass die kleinen Erfolge zählen und wenn man es dann schafft, sich auf das Positive zu konzentrieren, ist man auf einem guten Weg!
Ein ganz persönliches Anliegen meinerseits wäre diesbezüglich: Hört um Himmels Willen auf, Euch mit anderen zu vergleichen! Lasst Euch von einer anderen tollen Frau inspirieren und stylt z. B. einen Look nach, der Euch besonders gut gefällt, aber wer hat denn etwas gewonnen, wenn man sich selbst schlecht macht oder fühlt, nur weil jemand anderes grade super aussieht?!
11. Was magst Du an Dir, an Deinem Körper, besonders gerne?
Ich mag an mir besonders, dass mir meine eigene Meinung über mich selbst und meinen Körper wichtiger ist als die Meinung anderer. Rein optisch gesehen bin ich ganz happy, dass meine Figur schön proportional verteilt ist. Die guten Gene und das jahrlange Tanzen haben sich bezahlt gemacht 😉