Kennst Du das Gesetz der Anziehung? Wir bekommen immer das, an was wir glauben. Tief in uns drin. Gerne teile ich einige Gedanken zum Thema Beschimpfungen mit Dir. Vielleicht kannst Du dem Gedanken etwas abgewinnen, dass Beschimpfungen oft eben nicht einfach vom Himmel fallen, sondern ganz speziell mit Dir in Resonanz gehen. Oder eben nicht.
Das gilt übrigens nicht nur für Beschimpfungen. Es gibt viele Beispiele. Ich kenne Menschen, die gehen immer davon aus, dass sie keinen Parkplatz finden und solche, die rechnen fest mit einem Parkplatz vor der Haustür. Beide bekommen recht häufig, was sie erwartet haben. Dies gilt auch in vielen anderen Lebensbereichen – wir bekommen das, womit wir tief in uns gerechnet haben. Das ist dann oft auch was anderes, als was wir vordergründig gewollt haben. Eine Gehaltserhöhung oder eine neue Stelle wäre schön, aber eigentlich glaube ich tief in mir drin nicht, dass ich es wert bin. Dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert – denn tief drin wurde es ja auch nicht geglaubt.
Bei dicken Menschen lässt sich dieses Phänomen auch beobachten. Es gibt einige, die berichten von heftigen Übergriffen in Supermärkten, auf der Straße oder im Krankenhaus. Die werden beschimpft, es wird ihr Einkauf kritisiert und beim Arzt wird ihnen mitgeteilt, sie müssten einfach nur abnehmen und alle Krankheiten würden dann weggehen.
Es gibt andere dicke Menschen, die kennen sowas nur in Ausnahmefällen oder so gut wie gar nicht. Ich glaube, dass auch hier das Gesetz der Anziehung greift. Wieviel rechnen wir damit, dass die andere Person uns auf unsere Figur oder auf unsere „Schuld“ ansprechen wird? Tief in uns drin? Wieviel glauben wir vielleicht sogar selber noch ein bisschen, dass die andere Person ja Recht hat oder es zumindest plausibel ist, dass sie so über uns denkt? Je mehr wir dies über uns glauben, desto mehr strahlen wir dies aus – und wenn nur ganz feinstofflich, unbewusst und ich weiß nicht genau wie. Die andere Person bekommt es mit, sie erlaubt sich Dinge, die sie sich bei einer anderen dicken Person nicht herausnehmen würde. Weil diese davon ausgeht, dass sie mit Respekt behandelt wird, weil sie sich tief in sich drin selbst respektiert und liebt und weil sie genau dieses auch ausstrahlt.
Ich will damit nicht das Verhalten von Menschen rechtfertigen, die respektlos mit dicken oder anderen Menschen umgehen. Dennoch finde ich die Beobachtung hilfreich, um immer wieder selbst zu überprüfen, wieviel Respekt wir uns selbst entgegen bringen und wieviel wir auch tief in uns drinnen erwarten, dass andere Menschen mit uns respektvoll umgehen
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Überprüfe einmal selber, wie sehr Du in bestimmten Situationen damit rechnest, angegriffen zu werden. Wenn dem so ist, frag Dich selbst, wer aus welchem Grund ein Recht hätte, Dich anzugreifen? Wie Du Dich selbst vielleicht auch noch in Frage stellst? Diese Gedanken gilt es dann wieder genau in Frage zu stellen. Sind sie richtig? Was wäre, wenn Du ihnen keine Bedeutung geben würdest? Wie würde sich Dein Leben oder die entsprechende Situation dann verändern? Was wäre, wenn Du genau das Gegenteil – wie immer das Gegenteil für Dich passend ist – glauben würdest? Wie würde Deine Körpersprache aussehen, wenn das Gegenteil passen würde? Wie würden sich andere Details anfühlen?
Um dies zu üben, ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen. Es braucht Zeit, um Deinem Gehirn neue Impulse zu geben, die Dich glauben lassen, dass Du ganz okay so bist, wie Du bist. Und manchmal braucht es auch Ehrenrunden. Momente, in denen Du doch nochmal angegriffen wirst und in denen Dich eine Bemerkung massiv wurmt.
Ich kenne viele, die sich über eine dumme Bemerkung zu ihren Schuhen überhaupt nicht aufregen, aber wehe, es wird etwas über den Hintern gesagt. Die die Bemerkung, dass der Damenbart sprießt, mit links wegstecken, aber der die Bemerkung, dass die Oberschenkel zu dick sind, den ganzen Tag versauen. Hier geben wir Bemerkungen Bedeutung. Das tun wir, bzw. Du, nicht die andere Person. Und Du kannst wählen, welcher Bemerkung Du welche Bedeutung gibst. Wir könnten dies auch locker andersrum tun.
Bemerkungen über Schuhe bewerten unseren (schlechten) Geschmack, das ist ziemlich fies. Ein Damenbart könnte dafür stehen, dass wir ungepflegt sind und nicht auf uns achten. Auch keine schöne Bemerkung.
Dagegen ist eine Bemerkung zu unserem Po oder unseren dicken Schenkeln schlicht eine Sachaussage. Ja, die sind dick. So what? Die Bedeutung geben wir und sie findet in Resonanz zu unseren eigenen Werten statt. Wer kein Problem mit einem Damenbart hat, der wird den vermeintlichen Vorwurf des wachsenden Bartes maximal verwunderlich finden. Mehr nicht.
Zugegeben, es gibt dann noch die Komponente der Beleidigung. Aber auch hier bin ich überzeugt, dass Beleidigungen viel häufiger vorkommen, wenn wir selbst davon ausgehen, dass diese auch vorkommen können und dürfen.
Ich erlebe beispielsweise Beleidigungen fast ausschließlich, wenn ich mit dem Fahrrad jemand die Vorfahrt genommen habe. Verständlicherweise will man mich beschimpfen und was fällt als erstes Merkmal ins Auge? Die Frau ist auch noch dick. Und schon bin ich eine dicke Kuh. Wäre ich nicht dick, wäre ich in dem Fall eine blöde Schlampe. Oder was auch immer. Denn eigentlich besteht beim Gegenüber das Bedürfnis Luft abzulassen und das sogar mit Recht, ich habe ihn oder sie gefährdet mit meinem Verhalten. Aber eigentlich hat diese Situation nichts mit meiner Figur zu tun. Und ich kann mir auch – nach ein oder zwei Kilometern schlechter Laune – gut eingestehen, dass die Beschwerde an sich berechtigt war. Alles gut und gut das nichts passiert ist.
Überprüfe Dich also in zwei Schritten, wenn es um dumme Bemerkungen zu Deinem Körper oder Deinem Gewicht geht: Hast Du tief in Dir drinnen mit der Möglichkeit dieser Bemerkung gerechnet? Dann hast Du sie nach dem Gesetz der Anziehung selbst angezogen. Und wenn Du nicht damit gerechnet hast, war sie vielleicht ein Ventil für eine andere Beschwerde, die sich eher zufällig auf ein äußeres Merkmal bezogen hat und sonst aber auch anders auf Dich niedergegangen wäre – mindestens aus der Sicht des anderen völlig berechtigt. Dann kannst Du es als Kritik vielleicht einfach so stehen lassen. Und wenn beides nicht zutrifft, dann bist Du immer noch in der Lage, selbst zu entscheiden, welche Bedeutung Du einer Bemerkung geben möchtest. Lass Dich nicht durch sie beherrschen!
Autorin Gisela Enders arbeitet als Coach u.a. für einen gesunden Umgang mit dem Körper. Sie ist Autorin des Buches „Wohl in meiner Haut“ und Vorsitzende des Vereins Dicke e.V.. Als Wundercurves Expertin füttert sie uns regelmäßig mit Wissenswertem zum Thema Selbstliebe und Selbstakzeptanz.