Diät. Ein Begriff, der so allgegenwärtig ist und mit dem wir jeden Tag durch Werbung, Zeitschriften und über Social Media Plattformen konfrontiert werden. Da ist es nicht verwunderlich, dass bereits 75 % der Deutschen Erfahrungen damit gesammelt haben und das Geschäft mit diversen Wundermittelchen und speziellen Ernährungsplänen boomt. Allein im Jahr 2012 regenerierte die Diätindustrie Erträge von über 100 Milliarden Euro, allein 900 Millionen davon für Nahrungs-Ergänzungsmittel. Die meisten dieser Diätpulver und -pillen werden über Apotheken vertrieben. Wie kann man da noch von unabhängiger Beratung sprechen, wenn das Geschäft für diese so profitabel ist?
In Deutschland gelten 67 % der Männer und 53 % der Frauen als übergewichtig und der Prozentsatz steigt kontinuierlich von Jahr zu Jahr. Es gibt allein im deutschsprachigem Raum über 4.000 Bücher rund um das Thema "Diät" und unzählige Programme und Kuren, die einem ewiges Dünn-Sein versprechen. 350.000 Menschen in Deutschland gaben an, mindestens einmal wöchentlich zu Schlankheitsmitteln zu greifen. Ist es dann nicht paradox, dass die Diät-Industrie immer mehr Profit abwirft und Konsumenten anwirbt, jedoch der Anteil der Übergewichtigen weltweit stetig ansteigt?
Bei den meisten Diäten wird die Kalorienzufuhr reduziert, was den Körper dazu bewegt seine Reserven anzuzapfen. Der Stoffwechsel verlangsamt sich, weniger aktive Schilddrüsen-Hormone werden produziert und der Blutdruck fällt. Hat man die Diät nach einem bestimmten Zeitraum beendet und kehrt zu seinen ursprünglichen Ernährungsgewohnheiten zurück, kann der Körper die Menge an Kalorien nicht mehr verarbeiten und verbrennt weiter auf Sparflamme. Der Überfluss wird dann unter anderem in Form von Fettzellen eingelagert, was zu einer erneuten Gewichtszunahme führt.
Die Wahrheit ist, dass es zu keinem der Mittelchen und Diätshakes zuverlässige Langzeitdaten über die tatsächliche Effektivität gibt. Zwar zeigen sich kurzweilige Abnehmerfolge, jedoch setzt danach der allzu bekannte JoJo-Effekt ein und somit ist der Teufelskreis perfekt, welcher der Industrie suggeriert, seine Klientel nicht zu verlieren. Selbst ein Großteil der Mediziner spricht sich gegen Diät-Programme aus, da häufige Gewichtsschwankungen zu Gesundheitsproblemen wie Osteoporose und Gallensteinen führen können. Die oft stark industriell verarbeiteten Produkte haben nichts mehr mit Natürlichkeit zu tun und Nährstoff-Empfehlungen werden häufig unter- oder überschritten. Ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Risiko ist, dass Diäten die Entstehung von Essstörungen wie Bulimie oder Anorexie begünstigen.
Die sogenannten Light-Produkte sind gar nicht so leicht, wie sie vermarktet werden und können das Abnehmen sogar erschweren. Oft sind sie dazu mit Geschmacksverstärkern und anderen Chemiezutaten vollgepumpt. In fettarmen Light-Produkten ist häufig Zucker oder eine andere kalorienreiche Zutat zur Streckung zu finden und zusätzlich sättigen diese durch den geringen Fettanteil oft weniger. Werden andere Süßstoffe als Zucker verwendet, reduziert sich zwar die Kalorienanzahl, jedoch ist dies nicht sonderlich gesundheitsfördernd und kann bei Frauen das Diabetes-Risiko erhöhen.
Die allbekannten Shakes dienen unter anderem als Ersatz für Mahlzeiten, können jedoch sehr riskant sein, besonders bei falscher Handhabung. Sie haben meist viel zu wenig Kalorien und Nährstoffe, was Mangelerscheinungen hervorrufen kann.
Auch bekannt unter Namen wie „Teatox“ oder „FitTea“, versprechen die Teemischungen einen besseren Stoffwechsel, die Reinigung des Körpers und ein verringertes Hungergefühl. Sie bestehen oft aus abführenden Kräutern, aus dem Grund sind sie mit Vorsicht zu genießen. Viele Frauen greifen gerade beim Start eines neuen Diätzyklus darauf zurück. Dauerhaft sind diese Tees jedoch nicht zu empfehlen, oft wird von Nebenwirkungen wie Verdauungsbeschwerden oder Herzproblemen berichtet. Gerade wenn parallel noch andere Medikamente eingenommen werden, ist von der Verwendung von Schlankheitstees abzuraten.
Wer träumt nicht davon, einfach nur eine Pille runterzuschlucken und in kurzer Zeit seine Wunschfigur zu erreichen, ganz ohne Sport und Hungern? Doch dies wird wahrscheinlich für immer ein Traum bleiben. Die sogenannten Fett-Weg Pillen sollen einen höheren Kalorienverbrauch bewirken, doch auch hier wurden die Langzeitfolgen nicht untersucht. Eingenommen werden sollten diese wirklich nur, wenn ein Arzt dies angeordnet hat, da sie zu Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Depressionen und Krebs führen können.
Eines sollte jedem klar sein: Schnelles und gleichzeitig gesundes Abnehmen gibt es nicht. Das Einzige, was zu einem langfristigen Erfolg führt, ist eine Ernährungsumstellung und ausreichend Bewegung - und zwar nicht nur über einen bestimmten Zeitraum, sondern es sollte generell einen Wandel in den Gewohnheiten geben. Man sollte sich keine Verbote setzten, denn alles kann im Maß genossen werden. Die Ideale Ernährung nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist gesundheitsfördernd, bedarfsgerecht und abwechslungsreich. Sie setzt sich im Wesentlichen aus folgenden Komponenten zusammen:
✔ reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln (mindestens 30 g Ballaststoffe täglich)
✔ 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag
✔ täglicher Konsum von Milch und Milchprodukten
✔ ein- bis zweimal in der Woche Fisch
✔ Wurst, Eier und Fleischwaren sind in Maßen zu genießen
✔ wenig gesättigte Fettsäuren
✔ Zucker und Salz sollten ebenfalls in Maßen genossen werden
✔ ausreichend Flüssigkeit zuführen (mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag)
Doch auch der mentale Aspekt ist bei gesundem Abnehmen nicht zu vernachlässigen. Viel zu oft wird dieser in die Ernährungsumstellung nicht mit einbezogen und trägt somit zum Scheitern der Bemühungen bei. Viele Menschen nutzen Essen als Ventil oder Mittel zur Stressbewältigung, was den Ernährungswandel deutlich erschwert.
Schlüssel für eine gesunde Gewichtsabnahme sind zusammenfassend eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, eine positive mentale Einstellung und nicht zu vergessen ausreichend Bewegung. Auch wenn so der Weg zu der Traumfigur etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, so kann man sich sicher sein, dem Körper nicht zu schaden und langfristige Erfolge zu erzielen sowie das Körpergefühl zu optimieren.
Das Wort Diät bedeutet eigentlich „Lebensweise“, doch heute assoziieren wir den Begriff vorrangig mit Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung. Während zur Zeit der Römer Körperfülle noch für Gesundheit und Schönheit stand, bemühen sich seit dem 19. Jahrhundert mehr und mehr Menschen darum, eine schlanke Figur zu besitzen. Dies geht hauptsächlich auf die Einführung von Korsett und Reifrock zurück und dem Bestreben vieler Frauen, eine zierliche Körpermitte, sprich Wespentaille, zu besitzen.
Der Begriff der Kalorie selbst wurde 1883 eingeführt und damit war eines der wichtigsten Elemente der Diätindustrie geschaffen. Die "Goldenen Zwanziger" standen dann ganz unter dem Stern der Radikalkuren, welche von Trennkost zu Schlank im Schlaf bis zum altbekannten Fasten reichten. Das Potential des Marktes stieg rasant an und somit war auch das Geschäft mit vermeintlichen Wunderpillen und Diät-Seifen geboren. In den Dreißigern wurde in Amerika dann eine Pastille eingeführt, welche kleine Mengen des Sprengstoffes Dinitrophenol enthielt. Dieser bewirkt zwar eine Steigerung des Grundumsatzes, kann jedoch auch zu Hirnödemen oder gar einem Herztod führen. Heute ist dieses Medikament verboten. Arnold Schwarzenegger und Claudia Schiffer waren die Ikonen der Achtziger und ihre Körper Inspirationen für unzählige junge Männer und Frauen. Die Fitnessindustrie boomte und Zeitschriften waren überfüllt mit neuen Diäten wie der "Kohlsuppen-Diät" oder "Low-Fat Ernährung".
In den 1990 erreichte das Schönheitsideal einen neuen Höhepunkt und die Laufstege sind seither dominiert von teilweise sehr stark untergewichtigen Models. Hüftknochen, Thigh Gap und eckige Schultern sind nun Teil eines bizarren Trends und die Diätindustrie wächst immer weiter, denn das Geschäft ist profitabel.