Germany’s Next Topmodel (GNTM) geht am 08.02.2018 mit Staffel 13 in die nächste Runde und diesmal ist, zumindest wenn man der allgemeinen Berichterstattung glauben kann, alles anders. In der Pro7-Show, die Nachwuchsmodels zu weltweit erfolgreichen Topmodels machen will, dürfen zum ersten Mal auch Curvy Models mitmachen. Und laut Heidi Klum, die zu diesem Thema im Interview mit Express Rede und Antwort stand, haben diese sogar „eine richtig gute Chance, zu gewinnen.“
Dass sich die Ausrichtung der Show etwas wandeln könnte, wurde schon länger diskutiert. Als Curvy Supermodel 2016 erfolgreich an den Start ging und im letzten Jahr mit dem Modelagenten Peyman Amin (bis 2010 noch Juror bei GNTM) in der Jury aufwartete, wurden die Stimmen lauter, dass sich auch Heidis Modelshow für Frauen mit mehr Kurven öffnen solle.
Und spätestens nach der letzten GNTM-Staffel konnte man vereinzelte Meinungen aus dem Umfeld des Pro7-Formats hören, die sich auch für Models mit einer Konfektionsgröße jenseits von Size Zero als Teilnehmerinnen aussprachen. So erklärte zum Beispiel Modedesigner Michael Michalsky (seit 2016 Juror der Modelshow) im Interview mit dem Magazin Très Click, dass er auch für curvy Maße offen sei und man „da keine Unterteilung vornehmen“ sollte.
Nun, in Staffel 13, scheint diese Unterteilung zumindest ansatzweise aufgehoben zu sein, denn laut Heidi Klum hat die Nachfrage nach Curvy Models zugenommen und deshalb gehe die Show jetzt „den Trend, den die Fashion-Industrie [ihr] vorsetzt, mit“.
Vielleicht ist dies auch eine Reaktion auf die zuletzt eher negativen Schlagzeilen, die GNTM und Heidi Klum, unter anderem durch die Instagram-Aktion #NotHeidisGirl, in ein schlechtes Licht rückten.
Die Kampagne, die von den Vulvarines (einer Gruppe von feministischen Aktivistinnen aus Mönchengladbach) ins Leben gerufen wurde, macht auf die utopischen Schönheitsideale, die durch Shows wie GNTM vermittelt werden, aufmerksam und hatte innerhalb kürzester Zeit tausende Unterstützer.
Die Beiträge unter dem Hashtag #NotHeidisGirl prangern vor allem das bedenkliche Bewerten von Körpern und die Oberflächlichkeit der Modeindustrie an. Sie zeigen Frauen, aber auch Männer, die trotz ihrer vermeintlichen Makel mit sich im Reinen sind und sich gegen Bodyshaming aussprechen.
Die Aktion schuf eine Gegenbewegung zum Hashtag #IchbinGNTM2018, unter dem sich potentielle Kandidatinnen für die Pro7-Modelshow bewerben konnten.
Zwei kurvige Models haben es nun in die Show geschafft. Eine davon ist laut Express-Interview die ehemalige Gewinnerin des Modelcontestes „Schöne Münchnerin 2015“, Pia Riegel. Wir haben uns die offizielle Vorstellung der 22-jährigen und auch die der anderen GNTM-Kandidatinnen 2018 angeschaut und können bei Pia körperlich keinen signifikanten Unterschied zu den anderen Teilnehmerinnen erkennen. Wirklich curvy ist die GNTM-Teilnehmerin in unseren Augen nicht und auch ihre Sedcard bei Louisa Models, auf deren Portfolio die Maße 89-69-97 angegeben sind, lässt weder auf ein Curvy Model schließen, noch ist sie dem Bereich Curvy zugeordnet.
Die zweite Curvy Kandidatin ist die 18-jährige Sarah, die zumindest in ihrer offiziellen Vorstellung angibt „nicht die klassischen Modelmaße“ zu besitzen. Welche Maße Sarah hat, können wir nicht sagen, von der Kategorie Plus Size ist jedoch auch sie weit entfernt. Im Vergleich zu vergangenen Staffeln, ist aber zumindest die Hemmschwelle, Models mit weiblicheren Rundungen bei GNTM zuzulassen, gesunken.
Neben den beiden „Mädchen mit Kurven“ wie Heidi Klum ihre Curvy Teilnehmerinnen nennt, ist in diesem Jahr mit der 18-jährigen Schweizerin Soraya auch wieder eine Kandidatin dabei, die im Körper eines Jungen geboren wurde.
Mit Melina Budde und Giuliana Farfalla hatten schon in Staffel 12 zwei Transgender-Models die Chance, Deutschlands nächstes Topmodel zu werden.
Vielleicht werden ja, im Sinne der Gleichberechtigung und Vielfalt, auch Curvy Models zukünftig eine größere Rolle bei GNTM spielen. Zumindest der Anfang ist gemacht.
Wir drücken den beiden diesjährigen Kandidatinnen die Daumen und geben die Hoffnung nicht auf, dass sich der Curvy Trend, auch in Richtung größerer Größen, weiter durchsetzen wird.