Christina Petersen ist Schauspielerin und begeistert seit 2017 als Schwester Miriam in der ARD-Serie "In aller Freundschaft", wo sie vor allem durch ihr sanftes Wesen und ihr Durchsetzungsvermögen ein Zuschauerherz nach dem anderen für sich erobert. Wir sprachen mit ihr über ihren Beruf, Vielfalt und Selbstliebe, aber schaut selbst:
Was treibt Dich tagtäglich an und wer oder was inspiriert Dich?
Ein großer Antrieb für mich ist, ein zufriedenes Leben zu führen und glücklich mit mir und meinen Entscheidungen zu sein. Am meisten beeinflussen und inspirieren mich dabei die Menschen in meinem nächsten sozialen Umfeld, die ich sehr liebe. Aber auch Literatur, ein guter Film oder Zeit in der Natur kann das in mir auslösen.
© Hammermännchen
Wie kamst Du zum Schauspielen und was sind die wichtigsten Voraussetzungen, die man dafür mitbringen muss?
Ich erinnere mich, dass ich schon recht früh eine Leidenschaft für Musicals hatte und es mich deswegen auf die Bühne zog. Als ich ungefähr 14 war, bin ich dann Mitglied im Jugendclub des Westfälischen Landestheaters in Castrop-Rauxel, meiner Heimatstadt, geworden und hatte dort eine tolle Zeit. Konnte sogar Praktika in verschiedenen Abteilungen des Theaters machen und wurde von einigen Schauspielern/innen und Theaterpädagogen/innen unter die Fittiche genommen, was mich nur noch mehr für den Beruf begeistert hat.
Mit 19 bin ich dann nach Berlin gezogen und habe dort 3 ½ Jahre lang eine Schauspielschule besucht. Dafür sollte man Ausdauer und ein realistisches Bild von dem Beruf haben, hart arbeiten können (auch an sich selbst) und eine große Leidenschaft für dieses Handwerk mitbringen.
Christina in ihrer Rolle als Krankenschwester Miriam
Was wolltest Du als junges Mädchen bzw. junge Frau werden?
Da waren einige Ideen dabei. Zum Beispiel Archäologin, Schriftstellerin oder Detektivin. In der 5. Klasse habe ich dann in das Poesiealbum einer guten Freundin geschrieben, dass ich Schauspielerin werden möchte, aber das mit der Detektivin gebe ich trotzdem noch nicht ganz auf ;)
Was ist das Wichtigste, was Du in Deiner Karriere bzw. allgemein in Deinem Leben bisher gelernt hast?
Etwas, an das ich mich selbst dann doch auch immer wieder mal erinnern muss: “Bisher hast Du gute Entscheidungen für Dein Leben und Deine Karriere getroffen, also vertraue darauf, dass Du das auch weiterhin tun wirst. Vertraue auf Dich.”
In aller Freundschaft wird in Leipzig gedreht, wie gefällt Dir die Stadt? Pendelst Du während der Dreharbeiten immer zwischen Leipzig und Berlin oder hast du eine Wohnung in Leipzig?
Für die Dreharbeiten pendle ich immer zwischen Berlin und Leipzig, was mit dem Zug ziemlich entspannt ist. Ich mag die Stadt wahnsinnig gern und fühle mich dort auch schon ein wenig zu Hause.
© The Curvy Magazine
Es gibt das Vorurteil, dass Oberflächlichkeit (jeglicher Art) sehr stark verbreitet ist im “Showgeschäft”. Würdest Du dem zustimmen?
Dem würde ich schon zustimmen. Es dreht sich viel ums Aussehen und es gibt auch hier ein ganz klares Ideal, das im besten Fall erfüllt werden muss. Das liegt dann allerdings weniger an den Menschen, mit denen man direkt zusammenarbeitet, sondern an einem sehr eingefahrenen, klischeebehaftetem System. Ich stehe komplett hinter mehr Diversität in unseren Medien.
Hast Du den Eindruck, dass sich in Deiner Branche hinsichtlich Diversität viel geändert hat?
Ich bin mir sicher, dass sich in den letzten 10 Jahren viel getan hat. Ich denke allerdings auch, dass es noch viel Arbeit bedarf, um das Ganze auf ein akzeptables Level zu bringen. Im Bereich Schauspiel würde ich mir wünschen, dass es als normal gilt, starke Frauenrollen zu sehen, unterschiedlichste Hautfarben und Körperformen, ohne diese auf die klischee-typisierten Figuren zu besetzen. Das kann schon einiges in der Wahrnehmung des Publikums, der Zuschauer, verändern.
© Hammermädchen
Wurdest Du aufgrund Deiner Kurven in Deinem Beruf oder Privatleben schon einmal benachteiligt? Oder sogar bevorzugt?
Ich würde beides bejahen. Gerade in dem Beruf musste ich mir tatsächlich schon einiges anhören, nicht immer schöne Kommentare. Besonders verletzend ist es, nicht ernst genommen und auf sein Gewicht reduziert zu werden. Solche Menschen sind bei mir natürlich direkt unten durch, denn sie zeigen mir ihren nicht sehr weiten Horizont. Auf der anderen Seite bekomme ich auch viel positive Aufmerksamkeit dadurch, dass man eher selten kurvige Frauen in meinem Job findet. Da habe ich auch schon oft sehr schöne Komplimente gehört. Insgesamt würde ich es aber tatsächlich am schönsten finden, wenn es sich nicht immer nur um Äußerlichkeiten drehen würde.
Welche Hobbies und Interessen verfolgst Du in Deiner Freizeit?
Momentan ist Karaoke singen ganz oben auf der Liste. Am besten in einer möglichst großen Freundesrunde. Ansonsten gehe ich gern ins Musical, Kino, reise, lese, bin gern in der Natur, mache Sport und verbringe meine Zeit mit Freunden und Familie.
© Markus Rack
Du setzt Dich privat für Gleichberechtigung ein. Was genau machst Du und warum ist es Dir wichtig, Dich dafür zu engagieren?
Gleichstellung in der Gesellschaft sollte an und für sich etwas Selbstverständliches sein, ist es leider aber noch lange nicht. Das Schöne an Gleichstellung ist, dass es keine Distanz zwischen uns schafft, sondern für Gleichberechtigung für jeden kämpft, egal welches Geschlecht, welche sexuelle Orientierung, Hautfarbe oder körperliche Einschränkungen. Ich habe einige Zeit für eine gleichstellungspolitische Kampagne der Berliner Senatsverwaltung gearbeitet und konnte mich so gut in das Thema einarbeiten. Jetzt versuche ich, im Rahmen meiner Möglichkeiten meinen Beruf und die damit einhergehende Öffentlichkeit dafür zu nutzen.
Wie schafft man es, seine Selbstzweifel in Selbstliebe zu transformieren?
Ich denke, es gibt nicht diesen einen Moment, in dem sich alles komplett ändert und man sich plötzlich zu 100 Prozent liebt. Auf Selbstzweifel wird man wohl immer mal im Leben stoßen, was uns auch nur menschlich macht. Allerdings ist es wundervoll, für sich selbst herauszufinden, dass vermeintliche Schwächen von anderen vielleicht gar nicht so kritisch beäugt oder bewertet werden. Dass gerade diese Besonderheiten einem Individualität verleihen, was schöner ist, als eine Kopie von einer Kopie zu sein. Diese Erkenntnis kann man allerdings nur erlangen, wenn man sich raus traut und etwas wagt, sich zeigt, darüber spricht. Es kann eine unheimliche Kraft freisetzen, mit seinen Unsicherheiten offen umzugehen und zu merken: Ist alles doch gar nicht so schlimm wie in meinem Kopf. Ein liebevoller Umgang von Seiten seiner Familie oder Freunden kann da übrigens sehr helfen
Welche wichtige Botschaft würdest Du gern in die Welt hinaustragen?
Wir sollten insgesamt mit mehr Respekt und Empathie aufeinander zugehen und einen liebevollen Umgang miteinander pflegen.
Wir danken Christina für das wunderbar offene Interview. Wenn Du Christina Petersen mal im Fernsehen bewundern willst, dann gibt's hier die neuste Folge von "In aller Freundschaft":